Die Leichtigkeit der Fläche impliziert, dass die Malerei ihr Gewicht in ihrem Bezug zum Raum als wahrgenommener, vom Rest getrennter Gegenstand wiegt. Getrennt oder freistehend heiβt aber auch in paradoxem Zusammenhang stehend, das Gewicht der Malerei also auch als Wert in deren Beziehung zur Umgebung gesehen ; auf der einen Seite im Hinblick auf das Organ ‘Auge’und der strukturellen Grundlagen der gemeinen visuellen Wahrnehmung, auf der anderen im Hinblick auf ihren Wert als Ware und Seltenheit. Hinzu kommt der Wert des Affekts, den sie zwischen Schaffensfreude und Schwere auslösen kann, sowie aber auch eine ganz besondere Form von Schwerelosigkeit, wenn diese zum Beispiel als Abgeschmackheit gefühlt wird.
Die Oberfläche breitet sich aus,
wickelt sich auf, oben wird zu unten, bevor, nun verschieden und dennoch auch identisch, unten wieder zu oben
wird. Die Oberfläche ist unendlich und nur eine genau bestimmte Entscheidung
erlaubt es uns, einen Aspekt ihrer Erscheinungsformen, zum Beispiel die
Vorderseite, anstatt einen anderen, zum Beispiel die Rückseite, in Betracht
ziehen zu können.
Die vom einstigen Menschen
bemalten Höhlenwände führen Innen- und Aussenwelt des Planeten zusammen. Vielleicht ist dies der Grund , dass
uns diese, aus weiter Vorzeit stammenden Werke, hier und jetzt, in dem, was
wir als unsere Gegenwart
bezeichnen, noch immer berühren können : Sie führen zusammen statt zu
trennen und verbinden eher als zu segmentieren.
Die Oberfläche ist die
eigentliche Illusion. Sie ist es, die uns bei Zärtlichkeiten blendet und
verblendet, indem sie uns erlaubt auf die Fläche des geliebten Gegenübers so
tiefgehend wie nur möglich einzuwirken, ohne vor Schrecken vor den Organen, die
ihre unmittelbare Verlängerung sind und gleich auf der anderen Seite, direkt
hinter ihr liegen, zurückweichen zu müssen. Es ist schlichtweg auβergewöhnlich,
dass wir ihre dramatische Vorstellung vermeiden und so den Tod in solcher Nähe
einen Augenblick auf imaginäre Weise hinauszögern können.
Wie die Oberflächlichkeit auf den
beiden Seiten eines gleichen Bandes auf die Tiefe trifft, ist eine Frage, die
nicht nur die antike und zeitgenössische Philosophie kreuzt, sondern vor allem
die Existenz unter ihren alltäglichsten Aspekten. Es genügt zu essen, um sich
darüber klar zu werden; jeder kann darüber sprechen, so wie sich jeder in ein
Gemälde einfühlen und darüber sprechen
kann.
Die Wahl gerade dieser
Kategorien, die man zu Recht als disparat bezeichnen möchte, dient nicht der
Absicht, das Feld eines überdeterminierten
Projektes zu umgrenzen. Das käme einer dogmatischen und ideologischen Option
gleich, die a priori den Blick lenkt, ohne den Bildern die Möglichkeit einheimzugeben, angeschaut zu werden,
das heiβt das Nichts ansichtig werden zu lassen, dass sie bildet. Aber
angesichts der Malerei, die auf
Grund ihrer Leere unwiderstehlich Kommentare auf sich zieht und einen
ununterbrochenen Diskurs hervorruft, der die klaffende Frage zu beantworten
sucht (in der Weise wie man ein Grab füllt), welche eben alle Malerei
stellt, das ist die Frage der Identität -, angesichts dessen, kann es
umsichtig sein, ohne zu sehr darauf zu beharren, den Bereich ihrer
Erscheinungsformen abzustecken.