Leichtheit der Flächen, May 2014, in collaboration with the gallery Zweigstelle, Berlin, Germany.

Die Leichtigkeit der Fläche impliziert, dass die Malerei ihr Gewicht in ihrem Bezug zum Raum als wahrgenommener, vom Rest getrennter  Gegenstand wiegt.  Getrennt oder freistehend heiβt aber auch in paradoxem Zusammenhang stehend, das Gewicht  der Malerei also auch als Wert in deren Beziehung zur Umgebung gesehen ; auf der einen Seite im Hinblick auf das Organ ‘Auge’und der strukturellen Grundlagen der gemeinen visuellen Wahrnehmung, auf der anderen  im Hinblick auf ihren Wert als Ware und Seltenheit. Hinzu kommt der Wert des Affekts, den sie zwischen Schaffensfreude und Schwere auslösen kann, sowie aber auch eine ganz besondere Form von Schwerelosigkeit, wenn diese zum Beispiel als Abgeschmackheit gefühlt wird.

Die Oberfläche breitet sich aus, wickelt sich auf, oben wird zu unten, bevor, nun verschieden und dennoch  auch identisch, unten wieder zu oben wird. Die Oberfläche ist unendlich und nur eine genau bestimmte Entscheidung erlaubt es uns, einen Aspekt ihrer Erscheinungsformen, zum Beispiel die Vorderseite, anstatt einen anderen, zum Beispiel die Rückseite, in Betracht ziehen zu können.
Die vom einstigen Menschen bemalten Höhlenwände führen Innen- und Aussenwelt  des Planeten zusammen. Vielleicht ist dies der Grund , dass uns diese, aus weiter Vorzeit stammenden Werke, hier und jetzt, in dem, was wir  als unsere Gegenwart bezeichnen, noch immer berühren können : Sie führen zusammen statt zu trennen und verbinden eher als zu segmentieren.

Die Oberfläche ist die eigentliche Illusion. Sie ist es, die uns bei Zärtlichkeiten blendet und verblendet, indem sie uns erlaubt auf die Fläche des geliebten Gegenübers so tiefgehend wie nur möglich einzuwirken, ohne vor Schrecken vor den Organen, die ihre unmittelbare Verlängerung sind und gleich auf der anderen Seite, direkt hinter ihr liegen, zurückweichen zu müssen. Es ist schlichtweg auβergewöhnlich, dass wir ihre dramatische Vorstellung vermeiden und so den Tod in solcher Nähe einen Augenblick auf imaginäre Weise hinauszögern können.
Wie die Oberflächlichkeit auf den beiden Seiten eines gleichen Bandes auf die Tiefe trifft, ist eine Frage, die nicht nur die antike und zeitgenössische Philosophie kreuzt, sondern vor allem die Existenz unter ihren alltäglichsten Aspekten. Es genügt zu essen, um sich darüber klar zu werden; jeder kann darüber sprechen, so wie sich jeder in ein Gemälde einfühlen und  darüber sprechen kann.

Die Wahl gerade dieser Kategorien, die man zu Recht als disparat bezeichnen möchte, dient nicht der Absicht,  das Feld eines überdeterminierten Projektes zu umgrenzen. Das käme einer dogmatischen und ideologischen Option gleich, die a priori den Blick lenkt, ohne den Bildern die Möglichkeit  einheimzugeben, angeschaut zu werden, das heiβt das Nichts ansichtig werden zu lassen, dass sie bildet. Aber angesichts der  Malerei, die auf Grund ihrer Leere unwiderstehlich Kommentare auf sich zieht und einen ununterbrochenen Diskurs hervorruft, der die klaffende Frage zu beantworten sucht (in der Weise wie man ein Grab füllt), welche eben alle Malerei stellt,  das  ist die Frage der  Identität -, angesichts dessen, kann es umsichtig sein, ohne zu sehr darauf zu beharren, den Bereich ihrer Erscheinungsformen abzustecken.


Leichtheit der Flächen, art center Bethanien, Berlin